Christine Camenisch, Johannes Vetsch
«Tauchen 4»
Christine Camenisch (geb. 1956 in Basel) und Johannes Vetsch (geb. 1956 in Grabs SG) entwickeln seit mehreren Jahren zusammen Videoinstallationen, die sich mit den grundlegenden Merkmalen des Mediums Video und seiner Präsentation beschäftigen: die Möglichkeit, Bilder, also bewegtes Licht in den Raum zu projizieren.
Ihre reduzierte Formensprache erinnert an Werke des abstrakten Films aus den 1920er Jahren, wie etwa die Filme von Viking Eggeling oder Oskar Fischinger, die mit Licht in Bewegung arbeiten. Eine Verbindung lässt sich ebenfalls ziehen zu den späteren Werken von Anthony McCall, der in seinen Solid Light Sculptures bewegtes Licht als bildhauerisches Element für Skulpturen im Raum benutzt.
Die aus einfachen Gitterrastern bestehenden Computeranimationen bewegen sich über die weissen Wände. In den Mehrkanalinstallationen werden die Animationen mit mehreren Projektoren aneinander gelegt und so auf den Raum hin angepasst. Für den Betrachter entstehen dadurch physisch empfundene Eindrücke, das Gefühl des Fahrens und der Instabilität.
Neben den abstrakten Videoprojektionen setzten sich die zwei Künstler immer auch mit Videoloops auseinander, die gegenständlicher und narrativer sind. Wie bei den Computeranimationen verändern die raumbezogenen Projektionen, je nach Standort des Betrachters, die Rezeption der verschiedenen Bewegungen.
Die Installationen lösen sich von der konventionellen Betrachtungssituation von Film oder Video: die bewegten Bilder erstrecken sich über die architektonischen Gegebenheiten, ohne Rücksicht auf Bildverlust, und laden den Betrachter ein, sich im Raum zu bewegen. Sie „beleben“ die Räume und Oberflächen auf die projiziert wird, mit Bildern und positionieren den Betrachter zwischen dem realen Raum und einem von visueller Imagination.
Die Künstler verbinden «Tauchen» mit Stille, schwerelosem Dahinschweben, ruhigen Fahrten durch Räume in denen Tag und Nacht nicht mehr zu erkennen sind. Ihre meist raumgreifenden Installationen mit ihren minimalistischen Animationen, endlosen Tunnelfahrten und leeren Rolltreppen lassen das Publikum eintauchen, in Erinnerungen, aber auch in Gefühle von Melancholie und Einsamkeit. Bestehende und neue Arbeiten werden die Räume des Gluri Suter Huus in Besitz nehmen.
Rudolf Velhagen